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„Weißt du noch damals?“ – Wie die Geschichte des Resonanz begann

Wer das Resonanz heute kennenlernt, kann sich kaum vorstellen, wie damals alles begann. An diesem Wochenende unseres 10. Geburtstags, an dem die ganze Welt anders zu sein scheint, als wir sie kannten, erinnern wir uns zurück an unser kleines Resonanz. An den einen engen Tresen, an dem gleichzeitig gekocht, Kaffee zubereitet und Geschirr abgewaschen wurde. An Blümchentapete an den Wänden und Loungesessel im Freien. Und an eine Zeit, bevor unser Bakeliet existierte und unsere Brote und Kuchen noch in dem kleinen Ofen im Keller gebacken wurden.

Doch eins nach dem anderen: Wir, Maaiken und Ibrahim, hatten etwas Geld gespart und vermissten die lebendige Essenskultur unserer Heimatländer Belgien und Syrien. Viel mehr braucht es für den Anfang nicht – etwas Mut, viel Liebe für alles, was mit Essen und Trinken zu tun hat und ein paar fleißige Hände, die mit anpacken. Der ursprüngliche Um- und Ausbau des Cafés dauert lange, schließlich wird alles selbst gemacht. Aus dem alten Weinlokal soll ein gemütlicher Ort werden. Ein Café, in dem man sich wie zuhause fühlt, in dem man gerne stundenlang zusammensitzt und außergewöhnliche Leckereien genießt.

Es entsteht ein Tresen, der an eine alte Apotheke erinnert. Mit unzähligen Schubladen, bunten Türen und Griffen. Jedes Türchen steht dabei für einen Teil unseres Konzepts: Sie sollen uns an die Unterschiedlichkeit jedes einzelnen Menschen erinnern. An die Einzigartigkeit eines jeden Gastes und Teammitglieds. An die verschiedenen Orte, die wir unser Zuhause nennen und die uns zu dem gemacht haben, was wir sind. So entsteht aus dem bunten Mischmasch an Farben und Formen etwas Neues, etwas Wunderbares und ebenso einzigartiges. Über unseren neuen Tresen hängen wir Regale voller Kräuter und Gewürze. Denn zu unterschiedlichen Menschen und Orten gehören für uns auch immer unterschiedliche Geschmäcker.

Die Wände kleiden wir in Dekoration wie zu Omas Zeiten. Alte Milchkannen sollen uns künftig als Lampen dienen. Jedes Ding in unseren Räumen hat eine Geschichte zu erzählen, hat schon einmal eine andere Funktion erfüllt und einen anderen Platz gehabt. Mit Hammer und Meißel wird ein Zugang vom Gastraum zum Keller geschaffen, der noch heute Bestand hat. Der Auf- und Abstieg auf der schmalen Treppe will schon damals gelernt sein. Wir platzieren Türen an ungewöhnlichen Orten, an der Decke, den Wänden und in den Ecken. Hindurchgehen kann man natürlich nicht. Aber wer im Café sitzt, wird sich früher oder später fragen: Was macht diese Tür dort? Ob man sie öffnen kann? Und welcher geheimnisvolle Ort wohl auf der anderen Seite liegen könnte? Auch das soll bei uns möglich sein: träumen, kreativ sein, die Seele baumeln lassen.

Die Tage vor der Eröffnung sind arbeitsintensiv und enden nicht selten mit Nächten auf einer Liege im Café, damit es gleich morgens weitergehen kann. Doch von Beginn an können wir auf die Unterstützung von Freunden setzen. Sie schlagen sich mit uns die späten Abend- und die frühen Morgenstunden um die Ohren und bringen ihre kreativen Ideen ein. Sie helfen, Geschirr von Flohmärkten zu ergattern, Stühle und Tische zu sammeln oder selbst zu bauen. Vor allem helfen sie aber auch dabei, Ideen für Zutaten und Gerichte aus aller Welt nach und nach zusammenzutragen. Denn auch hier gilt es für uns, die unterschiedlichen Geschmäcker einzigartiger Orte einzufangen. Am Ende, da sind wir uns sicher, werden wir alle von dieser Vielfalt bereichert sein.

Es beginnt mit einem simplen Menü: Ein Belgisches, ein Syrisches und ein Schweizer Frühstück und einige Kuchen und Küchlein. Verschieden gefüllte Hefebrötchen. Täglich frisch gekochte Masala Chais und eine Karte voller Kräutertees. Für jedes Frühstück brauchen wir in der ersten Zeit nach der Eröffnung schrecklich lange. Ibrahim rollt jedes Fladenbrot auf Bestellung frisch und backt es aus. Jede Portion Joghurtsoße mit Sesampaste zum Syrischen Frühstück wird auf Bestellung angerührt. Denn der Anspruch ist hoch: Frisch soll es sein, handgemacht und authentisch. Und das alles – Getränke zubereiten, Kochen, Backen, Abwaschen von Hand – an nur einem Tresen!

Doch Kiel schließt diesen neuen, ganz besonderen Ort gleich ins Herz. Alles ist klein, eng und noch ein bisschen improvisiert, aber auch wir erinnern uns gern an diese erste, sehr persönliche Zeit, in der man sich auch schonmal für eine Tasse Tee zu den Gästen an den Tisch setzen kann. Und: Unsere Gäste sind geduldig, spüren die Leidenschaft, mit der wir jeden Morgen frisch ans Werk gehen. Sie kommen wieder, werden zu Stammkunden und schließlich zu Freunden.

Mit der Zeit können wir einige Mitarbeiter einstellen. Jede und jeder einzelne schenkt unserem Resonanz eine neue Facette. Auch unsere Frühstückskarte wächst an ihnen. So erzählt uns ein Kollege aus dem Iran von einem Frühstück, dass seine Mutter ihm gern zubereitete: Melone, Feta und Walnüsse, dazu Olivenöl und Zatar. Bis heute gehört das Iranische Frühstück zu unserem festen Angebot. Immer neue Rezepte und Ideen entstehen. Vieles wird ausprobiert, einiges wieder verworfen. Was den Gästen und uns gefällt, ist bis heute geblieben.

Doch es gibt auch Rückschläge – allen voran der Brand in der Etage über uns am 9. Juni 2016. Das durch die Decke sickernde Löschwasser verursacht einen enormen Schaden im Café. Bis heute erinnern wir uns an diese Nacht, als wäre sie gestern gewesen. Vieles, was liebevoll bis ins kleinste Detail geplant und gebaut worden war, lässt sich nicht mehr retten. Gerade hatten wir unseren Gastraum um einen zweiten zusätzlichen Raum erweitert, hatten endlich Platz gefunden, uns einen zweiten Tresen zu bauen, sodass wir Getränke- und Speisenzubereitung voneinander trennen konnten. Doch was auch das Ende unserer Geschichte hätte bedeuten können, wird kurzerhand zur Chance. Dafür, jedem Detail noch einmal all unsere Kreativität zu widmen. Uns noch einmal ganz besonders herauszuputzen. Wieder packen alle mit an. Und das Resonanz öffnet seine Türen ein weiteres Mal.

Wir schreiben diese Zeilen am Wochenende unseres zehnten Geburtstags. Kaum zu glauben, dass unsere Eröffnung schon eine ganze Dekade zurückliegt. Dass wir inzwischen auf unsere kleine Schwester Bakeliet zählen können, die uns als unsere eigene Rösterei verlässlich mit Kaffee versorgt. Und auf unsere Hofbäckerei Bornhorst, die unsere frischen Demeter- und Bio-Backwaren produziert. An diesem Geburtstag in einem turbulenten Jahr backen wir Hefebrötchen wie zu alten Zeiten und begrüßen ein weiteres Mitglied unserer Familie in der Stadt: Bornhorst – Aan Tafel.

Manchmal können wir es kaum glauben. Wir freuen uns riesig darauf, weiter zu wachsen, uns zu entwickeln und Neues zu schaffen. Doch wer die Tür zu unseren Herzen öffnet, wird ihn noch heute finden – diesen kleinen Raum mit Omas Tapeten, den die Abendsonne in ein wohlig dunkelgelbes Licht taucht, voller Nostalgie hinter Türchen und Schubladen und mit einer dampfenden Tasse Kräutertee auf dem Tisch.

Café Resonanz

Unsere kleine Café-Oase im Herzen Kiels lässt sich nur schwer mit Worten beschreiben. Wir haben uns trotzdem an einigen Impressionen in Wort und Bild versucht. Erfahrt hier außerdem das Wichtigste zu unserem Angebot und unserer Philosophie.

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